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Vergangenheit und Zukunft des BDA

14. Juli 2008

Die erste Satzung des Bundes Deutscher Architekten aus dem Jahr 1903 definiert die Mitglieder des BDA als freie Architekten, die ihren Beruf als Künstler ausüben und insbesondere nicht als Bauunternehmer tätig sind. Zentrale Aufgabe des Bundes ist gemäß dieser Satzung der Schutz der Arbeit der Architekten und die Förderung ihres Ansehens. Auch wenn wir das eine oder andere heute anders ausdrücken als vor 100 Jahren, hat sich an diesen Grundsätzen wenig geändert. 

So sprechen wir heute sicherlich statt vom „Architekten als Künstler“ lieber von der „Qualität des Planens und Bauens in Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft“, wie es in unserer aktualisierten Satzung heißt. Dabei schließt „Qualität“ selbstverständlich die baukünstlerische mit ein, aber eben nicht nur die, sondern auch andere Qualitäten, die in der heutigen Zeit an Bedeutung gewonnen haben, die Funktionalität etwa und die Kosten. Ein Bauherr, der sich für einen BDA-Architekten entscheidet, kann sicher sein, dass ihm neben hoher gestalterischer Qualität auch hohe Professionalität bei der Vertretung seiner Interessen während des Planungsprozesses geboten wird.

Bei der „Selbständigkeit des Architekten“ hat sich nichts geändert. Sie ist uns heute genauso wichtig wie 1903, wobei „Selbständigkeit“ für die Unabhängigkeit der Architektenarbeit steht. Zu einer solchen Unabhängigkeit sind wir unseren Bauherren verpflichtet. Die Bauherren müssen sich sicher sein können, dass ihre Architekten frei sind von eigenen Interessen insbesondere gewerblicher Art, die sie dazu verleiten könnten, den Interessen des Bauherrn entgegenzuwirken. Bei einem BDA-Architekten können sie sich dieser Unabhängigkeit gewiss sein.

Wenn die Satzung des BDA von 1903 den „Schutz der Arbeit und die Förderung des Ansehens der Architekten“ herausstellt, dann richtet sich diese Forderung nach Innen. Sinn des Bundes ist und bleibt, die Mitglieder des BDA in ihrem alltäglichen Einsatz für Architektur und Architekturqualität zu unterstützen. Dazu gehört vor allem eine gute Präsenz in der Öffentlichkeit, was eine gute Politik im Sinne der freien Architekten genauso voraussetzt wie eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit.

Auf der Ebene der Landesverbände, die die Basis des BDA darstellen, wird in dieser Hinsicht sehr gute Arbeit geleistet. Auf Bundesebene haben wir im BDA allerdings einige Probleme, an denen wir arbeiten und die wir in diesem Jahr lösen wollen und lösen müssen, um uns auch in Zukunft erfolgreich für Architektur und Architekturqualität einsetzen zu können.
Die Reform des BDA-Bundesverbandes, die wir anstreben, verfolgt im wesentlichen drei Ziele: Dezentralisierung und Ausbau der föderalen Strukturen; Stärkung des demokratischen Prinzips; Konzentration auf das Wesentliche. Für diese Ziele setze ich mich als Vorsitzender des BDA Bayern ein.
Der BDA steht im 100. Jahr seines Bestehens an einem entscheidenden Punkt seiner Geschichte. Mit Entsetzen haben wir alle miterlebt, wie der Bundesverband in den letzten Jahren in seine Existenz bedrohende Krise geführt worden ist. Heute ist klar, dass eine tief greifende Strukturreform notwendig ist, um die Zukunftsfähigkeit des Bundesverbandes neu herzustellen. Diese Reform wollen wir noch in diesem Jahr umsetzen.
Vor diesem Hintergrund hat der BDA Bayern im letzten Jahr einen sehr pragmatischen Entwurf zur Strukturreform vorgelegt, der von allen entscheidenden Gremien des Bundesverbandes als Grundlage akzeptiert und mit Richtlinienfunktion ausgestattet wurde. Dieser Entwurf besinnt sich auf die Stärken des BDA und korrigiert die Fehlentwicklungen des letzten Jahrzehnts.
„11 Landesverbände und ein Sekretariat in Bonn“, lautete die äußerst knappe Definition des BDA, die unser früherer Präsident, Otto Bartning, einem seiner Nachfolger als Ratschlag mit in sein Amt gegeben hat. Die Stärke des BDA liegt tatsächlich in seiner dezentralen Struktur. Diese Erkenntnis ist im Bundesverband im letzten Jahrzehnt verloren gegangen, die Zentralisierung hat mit dem Umzug nach Berlin eine unglückliche und unproduktive Dynamisierung erhalten. Wie kein anderer Verband baut sich der BDA aus einem dichten Verbund von Kreisgruppen, Kreisverbänden und Landesverbänden auf. Dort liegt sein Potential: in der Vielfalt der Regionen und deren Stärken, in der Vielfalt der Persönlichkeiten und der Qualität kreativer und verantwortungsbewusster Arbeit vor Ort. Diese Arbeit gilt es zu unterstützen und zu stärken durch Regionalisierung der Aktivitäten, der Preise, der Veranstaltungen. Denn nur auf dieser Ebene erreicht man die engagierten, qualifizierten und engagementbereiten Mitglieder direkt. Dies erzeugt die notwendige Nähe zu den BDA-Mitgliedern und schafft damit von selbst eine direkte und erkennbare Außenwirkung des BDA auch und gerade in der nicht fachlichen Öffentlichkeit.
Der Bundesverband braucht eine Entscheidungsstruktur, die das ermöglicht, was ihm heute fehlt: Transparenz, Demokratie und vor allem demokratische Kontrolle. Dies ist nicht allein eine Frage der Kommunikation „von oben nach unten“, sondern vor allem eine Aufforderung nach Anerkennung des demokratischen Prinzips „von unten nach oben“ im Verband. Dies erfordert neue Entscheidungsgremien, deren Mitglieder höchsten Informationsstand haben. Ziel ist es, die Transparenz der Arbeit des Bundesverbandes zu erhöhen und den Kontakt zur Basis zu vertiefen. Dieser Kontakt dient der Information über die Arbeit des BDA in beide Richtungen, deren politischen Leitlinien, der Kommunikation und der inhaltlichen Diskussion der Mitglieder. Verbunden ist damit die Hoffnung, dass das Risiko gewaltiger, zentraler und eigenmächtiger Fehlleistungen in Zukunft unmöglich gemacht wird.
Zu einer effizienteren Gestaltung der Arbeit des Bundesverbandes gehört die Mitwirkung bei einer vernünftigen Verteilung der Aufgaben unter den Institutionen, die sich – wie etwa die Architektenkammern – ebenfalls für die Architektur und die Architekten einsetzen. Ziel des Bundesverbandes sollte sein, sich auf die ureigenen Inhalte, Aufgaben und Aktivitäten des BDA zu konzentrieren. Nicht jede Veranstaltung und jeder Architekturpreis im Lande muss ein BDA-Event sein. Aber jede BDA-Aktivität muss durch Konzentration des Engagements und der Mittel eine sehr gute Veranstaltung werden, ganz gleich ob sie auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene stattfindet.
Alle diese Vorschläge sind einfach und nachvollziehbar, sie sind umsetzbar und lassen viele Entfaltungsmöglichkeiten offen. Von der Stärkung der Landesverbände im Bund erhoffen wir uns in Zukunft ein fruchtbares Miteinander, eine Stärkung des Wir-Gefühles im BDA, und damit auch eine Stärkung unserer Solidargemeinschaft. Aus dieser Binnenwirkung erwächst dann von ganz alleine eine verstärkte Außenwirkung. Die Erfolge des BDA Bayern haben das gezeigt.

oto roman ray
text josef peter meier-scupin