20. Oktober 2009
Blick für das Wesentliche geschärft
Neue und alte Bauwerke beeindrucken bei der Architektour – Zwischen Funktion und Ästhetik
So sensibilisiert man das Auge des Betrachters: Am Ende der Architektour hatte jeder der rund 80 Teilnehmer mehr oder weniger einen Blick für Linienführung, Fassadengestaltung, städtebauliche Bezüge, Raumakustik und all die anderen Herausforderungen, die Architekten normalerweise bei der Planung eines neuen Gebäudes zu berücksichtigen haben.
Schon mehrfach hatte der Bund Deutscher Architekten zu derartigen Aktionen in ganz Deutschland geladen. Am Samstag organisierte Alfred Lanzinger für den Kreisverband Niederbayern- Oberpfalz eine Architektour, die von Amberg nach Schwandorf führte und dabei vier bemerkenswerte Gebäude ins Visier nahm. Begonnen wurde bei Siemens.
Erst im August war das neue Kasino nach einjähriger Bauzeit fertiggestellt worden, seit kurzem ist es in Betrieb. Die bisherige Kantine wich nach reiflichen Überlegungen einem Neubau. Projektleiterin Stefanie Sauer vom Architekturbüro Brückner und Brückner aus Tirschenreuth erklärte, dass dem Gebäude eine wichtige Funktion zukomme, da es an „exponierter Stelle“ stehe – sozusagen ein „Sonderbau im Siemens- Dorf“. Dennoch sei versucht worden, die typische, alte Industrie-Klinker, die es so nicht mehr zu kaufen gebe, in der neuen Fassade aufzunehmen. Während im Erdgeschoss separate Räumlichkeiten die nötige Diskretion bei Geschäftsessen ermöglichen, bietet das topmoderne Obergeschoss neben einer Espresso-Bar Raum für die Ausgabe von 1800 Essen. Der großzügige Thekenbereich setzt sich deutlich vom exklusiven Speisesaal ab und wurde so dimensioniert, dass sich die Besucherströme nicht kreuzen. Die Baukosten betrugen sechs Millionen Euro. Das exakte Gegenteil zeigte sich den Teilnehmern der Architekttour in der Kristallglasfabrik am Bergsteig: Schmelzleiter Bernd Neumann übernahm die Führung.
Architektonische Details erklärte Architekt Reinhard Pfab aus Regensburg. Walter Gropius hatte die 1970 eingeweihte Glaskathedrale entworfen. Andere seiner Bauhaus-Anlagen in Dessau seien mittlerweile zum Weltkulturerbe ernannt worden. „So bekommt dieser Bau für Amberg ein ganz anderes Gewicht“, betonte Pfab.
Weiter ging es für die Gruppe schließlich am Ebermannsdorfer Firmengebäude Sato-Office, das von Françoise-Helene Jourda 2002 geplant wurde. Letzte Station auf der Architektour war die Müllzweckverband in Schwandorf. Archimedialab gewann den ersten Preis im Ideen und Realisierungswettbewerb „Neuordnung des Betriebsgeländes und Neubau eines Verwaltungsgebäudes.“
Die Stationen des 1. Amberger Architekturbuses im Überblick:
Siemens Standortkasino, Amberg
Brückner & Brückner Architekten, Tirschenreuth
Kristallglasfabrik, Amberg
Walter Gropius, New York
Sato Firmengebäude, Ebermannsdorf
Jourda Architectes, Paris
ZMS Verwaltungsgebäude, Schwandorf
Archimedialab Bernd Lederle, Stuttgart