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Verleihung des BDA Preis Bayern 2010

22. März 2010

Alle drei Jahre wird der renommierte BDA Preis Bayern für bemerkenswerte Werke zeitgenössischer Architektur und das erfolgreiche Zusammenwirken von Bauherr und Architekt vergeben.

Am 9. Februar 2010 war es wieder einmal so weit: Der Preis wurde zum 21. Mal in festlichem Rahmen verliehen, diesmal in der Neuen Maxburg in München. 110 eingereichte Arbeiten stellten sich der Beurteilung einer neutralen Jury, die dieses Mal ausschließlich aus Schweizern bestand. Hansjürg Leibundgut, Paola Maranta, Aldo Nolli, Reto Pfenninger und Hubertus Adam, ein Wahlschweizer und Vorsitzender der Jury, nominierten 18 Projekte und vergaben einen Preis der Jury. Die BDA Mitglieder ermittelten schließlich aus dieser Auswahl in geheimer Abstimmung sechs Preisträger für die Auszeichnung „BDA Preis Bayern 2010“. Darüber hinaus wurde ein Sonderpreis für soziales Engagement, Ökologie und Nachhaltigkeit verliehen. Eine Kooperation mit sueddeutsche.de bot auch der breiten Öffentlichkeit über eine Online-Abstimmung die Möglichkeit, für nominierte Bauten zu votieren und so dem Projekt mit den meisten Stimmen zum Publikumspreis zu verhelfen.

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Fotograf: Edward Beierle

Die Landesvorsitzende des BDA, Petra Schober konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen und verwies in ihrer Ansprache auf das Anliegen des BDA, das Interesse an der Förderung der Baukultur und den kritischen Umgang mit gebauter Umwelt zu fördern. Der Hausherr Gerhard Mützel, Präsident des Landgerichtes München I verwies mit merklichem Stolz auf die Entstehungsgeschichte seines Hauses, das sich als Markstein der Münchner Moderne zunächst nur schwer in der zwiespältigen Meinungslandschaft einer nach neuer Identität suchenden Münchner Nachkriegsgesellschaft etablieren konnte. Insbesondere erfreute er sich darüber, dass der elegante Bau von Sep Ruf und Theo Pabst, errichtet 1954 bis 1957 an Stelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Herzog-Max-Burg, dem großen Bruder, dem gegenüberliegenden Justizpalast, 1890 bis 1897 erbaut von Friedrich von Thiersch, als Veranstaltungsort vorgezogen wurde. In seinem Grußwort betonte Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsministers des Innern das Selbstverständnis Bayerns als Kulturstaat, der in seiner Verfassung die Aufgabe festgeschrieben habe, die Baukultur im Land zu pflegen und zu fördern. Baukultur sei, so Herrmann weiter, weder Selbstzweck noch Zierrat noch entbehrlicher Luxus – auch nicht in Zeiten knapper Mittel. Und Baukultur betreffe alle Menschen als ständige Nutznießer des Gebauten, ob beim Wohnen und Arbeiten oder in Kultur-, Bildungs- und sozialen Einrichtungen. Architektinnen und Architekten verdienten für die hohe Verantwortung, die sie dabei trügen, eine entsprechende Vergütung und Anerkennung. Last not least gab die Schweizer Generalkonsulin Frau Ursula Aaroe einen Einblick – wohl eher Rückblick – in die intensive architektonische Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Deutschland und einen ausgiebigen Überblick zur aktuellen Schweizer Baukultur.

Zweifelsohne hatten, wie Frau Aaroe annahm, die Schweizer Jurymitglieder mit ihrer Wahl eine glückliche Hand, die allgemein vorherrschende Stimmung bestätigte dies. Wirklich große Überraschungen gab es zwar im Ergebnis nicht. Vielleicht war es aber für die Schweizer Jury auch eine wohltuende Erfahrung, bei allem globalen Schweizer Wirken auf bayerischem Boden fündig zu werden und ein zartes Leuchten einer empathischen Zukunftsvision im kleinsten aller nominierten Projekte zu entdecken: „Birg mich, Cilli!“ Die Öffentlichkeit dagegen setzte pragmatisch mehr auf Energiebewusstheit und Nachhaltigkeit.

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Fotograf: Edward Beierle

Muck Petzet und Ludwig Wappner führten launig und souverän durch den Abend, konnten zwar die mit Preisen ausgezeichneten Bauherrn und Architekten erwärmen, aber den aufkommenden Frost des unbeheizten Ambientes schließlich nicht vollends verdrängen. Dennoch: Heiße Debatten sind immer angesagt, wenn es um Juryentscheidungen geht, und zusammen mit dem angebotenen Buffet mit Bayerischem Leberkäse und Schweizer Spezialitäten war genug Energiezufuhr gewährleistet, um die tapfer ausharrenden Gäste bis Mitternacht bei der Stange zu halten.

Erwien Wachter

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Fotograf: Edward Beierle