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Yoshiharu Tsukamoto – Atelier Bow Wow – „Works“

4. Juni 2010

Der bellende Hund
Ein Werkbericht von Yoshiharu Tsukamoto – Atelier Bow-Wow, Tokyo

Es fällt leicht von einer gelungenen Veranstaltung in der neuen Geschäftsstelle des BDA in der Türkenstrasse 34 zu sprechen, zu der am 18. März eine Kooperation des BDA Kreisverbands München-Oberbayern und der Deutsche Werkbund Bayern in Zusammenarbeit mit der Japan Foundation und dem Japanischen Generalkonsulat München eingeladen hatten. Nicht nur das ist erwähnenswert, sondern auch, dass die Architekturgalerie als ergänzender Raum zur Verfügung stand, um dem Besucherandrang Herr zu werden, den der Name Yoshiharu Tsukamoto vom Atelier Bow-Wow in Tokyo auslöste. Zudem ließen es sich der Japanische Generalkonsul Junichi Kosuge und der Kulturattaché Yasuteru Suzuki auch nicht nehmen, persönlich zu erscheinen.

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Yoshiharu Tsukamoto

Hoch erfreut konnte Florian Fischer die zahllosen Gäste zur ersten Veranstaltung dieser Art in der neuen Geschäftsstelle und in der Konferenzschaltung zur Architekturgalerie begrüßen. Auch Herr Kosuge nutzte höflichst die Gelegenheit ein gutes Verhältnis zwischen Japan und Deutschland herauszustellen, ehe dann Hannes Rössler in seiner kundigen Einführung unter vielen Aspekten vom ersten Aufenthalt von Tsukamoto in München und insbesondere von dessen Staunen berichten konnte, dass man in München, wenn nicht sogar in ganz Europa, in alten Häusern wohne, was sich schwerlich mit der Wirklichkeit japanischer Häuser mit einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren vereinbaren ließe.

Tsukamoto stellte seinen Vortrag unter das Motto „Behaviorness“ –  ein Kunstwort, sozusagen für den Zwischenraum als Moment unablässiger Berührung – in den Vordergrund. Und Berührung in einer sich ständig im Wandel befindlichen Umwelt erscheint unvermeidlich, und macht einen sensiblen Umgang mit Nähe und Distanz, mit Enge, Durchgang und Durchblick erforderlich; macht diese Engen zu Bestandteilen der Häuser, zu integrierendem Miteinander im Gegensatz des uns so bekannten Nebeneinander. Winzige Grundstücke, etwa von 77 oder sogar 52 Quadratmetern, wie beispielsweise im Mini-Haus von 1998 oder dem Moca-Haus von 2000 – bereits in der Münchner Ausstellung „Minihäuser Japan“ zu sehen –  sind keine Ausnahme. Entscheidend ist es, ein Gefühl zwischen Gebautem und Umgebung aufkommen zu lassen, die Wahrnehmung dessen zu beleben. Das Haus als Echo der Umgebung, so beschreibt Tsukamoto seine Vorstellung von den Bauten. Das Haus in unserem Sinne steht nicht so sehr als Unikat im Mittelpunkt. Es geht um die Ausrichtung des Gebauten und seine Beziehungen über den Ort hinaus. Es geht um das für die Menschen erzählende Spannungsfeld des Hauses und des Ortes. Orte prägen die Architektur, und das Bauwerk selbst wird zum Mikrokosmos eines holistischen Zusammenhangs.

Vielleicht steht „Der bellende Hund – Bow Wow“ als Bedeutung für ein wiedergewonnenes Terrain – für eine Identität des Ortes. Dass bellende Hunde nicht beißen, aber ihren Ort markieren, ist hinlänglich bekannt, sich aber an den Möglichkeiten des Ortes und der topographischen Bedingungen festzubeißen, dadurch besticht „Bow Wow“ in allen vorgestellten Lösungen der Bauaufgaben in Europa ebenso wie weltweit, und nicht nur in Japan.

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Es bleibt zu wünschen, dass es Yoshiharu Tsukamoto wie auch seiner Partnerin Momoyo Kaijima gelingen wird, durch ihre aktive Lehrtätigkeit nicht nur in Japan, Europa und in den USA das spürbar hohe Engagement bei der Entwicklung ihrer Projekte, eben auch persönliches Befinden und achtsames Verhalten – „Behavior“ – als unentbehrliche Bausteine architektonischen Denkens weiter in die Welt zu tragen.

Die Besucher und die Veranstalter jedenfalls konnten schon jetzt ein gutes Befinden mitnehmen und in ausgiebigen und anhaltenden Gesprächen sich über mögliche Deutungen austauschen.

Erwien Wachter

Atelier Bow-Wow

1992
Established by Yoshiharu Tsukamoto and Momoyo Kaijima in Tokyo

Yoshiharu Tsukamoto

1965
Born in Kanagawa, Japan
1987
Graduate from Tokyo Institute of Technology
1987-88
Guest Student of L’ecole d’architecture, Paris, Bellville (U.P.8)
1994
Graduate from Post-graduate school of Tokyo Institute of Technology, Dr.Eng.
2000-
Associate Professor of Tokyo Institute of Technology
2003, 2007
Visiting Faculty of Harvard GSD
2007, 2008
Visiting Associate Professor of UCLA

Momoyo Kaijima

1969
Born in Tokyo, Japan
1991
Graduate from Japan Women’s University
1994
Graduate from Graduate school of Tokyo Institute of Technology, M.Eng.
1996-97
Guest student of E.T.H
1999
Graduate from Post-graduate school of Tokyo Institute of Technology
2000-
Assistant professor of University of Tsukuba
2003
Visiting Faculty of Harvard GSD
2005-07
ETHZ Guest Professor
2009-
Associate professor of University of Tsuk

Veranstalter: 
BDA KV München-Oberbayern
Deutscher Werkbund Bayern
Japan Foundation
Japanisches Generalkonsulat München

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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle
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Fotograf: Edward Baierle