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Zukunft ohne Architektur…?

9. Mai 2011

Zukunft ohne Architektur…?

Der Zukunftsrat, bestehend aus 22 Persönlichkeiten, die vorwiegend aus Wirtschaft und Wissenschaft stammen, wurde in Bayern vor einem Jahr am 23.03.2010 von der Bayerischen Staatsregierung eingerichtet.

Zwar umfasst der Zukunftsbericht der Bayerischen Regierung verschiedenste Themenbereiche, die sich mit notwendigen Voraussetzungen für ein zukunftsfähiges Bayern auseinander setzen, doch der BDA Bund Deutscher Architekten würde diese gerne noch um den Aspekt der Gestaltung der bauliche Umwelt und deren Einfluss auf die Gesellschaft und deren Wohlbefinden ergänzen.

Architektur ist allgegenwärtig. Sie entscheidet darüber, ob wir uns in einer Wohnung, einem Gebäude oder in einer Stadt wohl, sicher und zu Hause fühlen. Um Lösungen für die Zukunft zu finden bedarf es einer Gesamtbetrachtung bei der u. a. Architektur und Stadtplanung nicht fehlen sollten, da ohne die Berücksichtigung ihrer Anliegen und Lösungsansätze eine gesamtheitliche Reflexion schwer vorstellbar ist.

Eine große Herausforderung, die auch der Bericht des Zukunftsrates der Bayerischen Staatsregierung beschreibt sind die fortschreitende Urbanisierung und eine in diesem Zuge angestrebte nachhaltige Entwicklung, die Beständigkeit und Verstärkung regionaler Identitäten in einem internationalen Rahmen fördert.

BDA_Vorstand_Kopie
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v.l. Rudolf Scherzer, Markus J. Mayer, Petra Schober, Volker Heid

Eine Stärke der BDA-Architekten ist der sensible Umgang mit regionaler Baukultur, durch welchen individuelle Lösungen für die unterschiedlichsten Gegebenheiten und Raumsituationen entstehen. Werke von spezifischer Vielfalt entstehen, in denen sich die örtlichen Besonderheiten spiegeln. Diesen Bauwerken ist gemein, dass sie sich durch eine intensive Auseinadersetzung mit den jeweiligen vorgefundenen Bedingungen auszeichnen – ob in ländlicher Umgebung oder in einem städtischen Zusammenhang.

Der Verband unterstützt diese Qualität mit seiner Arbeit vor Ort, beispielsweise durch die Vergabe von Regionalpreisen, durch welche ein Bewusstsein für hochwertige, sich in die bestehenden Gegebenheiten einfügende Architektur gefördert werden soll.

Ein weiteres Anliegen des Zukunftsrats betrifft das Thema der Nachhaltigkeit und damit die umfangreichen Veränderungen der Netze und Versorgungsstrukturen hin zu einem steigenden Einsatz erneuerbarer Energien.

Hierbei kommt dem klimagerechten und umweltschonenden Bauen eine Schlüsselposition zu, die sowohl Mobilität und Energieversorgung, wie auch Siedlungsstruktur, Gebäudekubatur und die Auswahl der eingesetzten Baustoffe betrifft, um einen schonenden Umgang mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen zu finden. Dies sieht der BDA als fundamentale Grundlage für ein umweltverträglicheres und verantwortungsvolles Leben in einer zukunftsfähigen Gesellschaft an.

Auf das Baugeschehen bezogen fängt der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen bereits vor der Planung – bei der Ausweisung von Bauland – an. Konzentrierte Bodenverwertung an Entwicklungs-Trassen und Nachverdichtung in bestehenden Siedlungsgebieten sind Teilaspekte einer ressourcenschonenden Planung. Um sich der  gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen und tragfähige Ansätze zu entwickeln bedarf es jedoch einer komplexen Betrachtung aller gegebenen Umstände und deren Zusammenhänge.

Hinsichtlich des demografischen Wandels thematisiert der Zukunftsrat insbesondere zwei Entwicklungen, „zum einen hat sich die weltweite Geburtenrate in den vergangenen 35 Jahren nahezu halbiert, zum anderen wird ein Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung weltweit von 46,6 Jahren (1950) auf 72 Jahre im Jahr 2025 prognostiziert.“

Verschärft wird diese Entwicklung durch die Abwanderung gerade junger Leute aus kleineren Kommunen in die Städte. Dies führt in etlichen Gemeinden zu einem eklatanten demografischen Wandel. Diesem Trend könnte auf kommunaler Ebene jedoch durch gut gestaltete Orte und Bauten, die ebenso wie natürliche, landschaftliche Qualitäten ein hohes Bindungspotential bergen, entgegengewirkt werden.

Darüber hinaus ist eine Vorhersagbarkeit oder gar Planbarkeit des künftigen gesellschaftlichen Fortschritts schwieriger geworden, was einerseits an den zunehmend komplexer und uneinheitlich werdenden Biographien, Bedürfnissen und Lebensweisen der Menschen und zum anderen an dem durch die Globalisierung bedingten gesellschaftlichen Wandel liegt. Architektur und Stadtplanung müssen der Offenheit und Unbestimmtheit kommender gesellschaftlicher Strukturen Rechnung tragen und weiterhin an zukunftsorientierten Strukturen und Lösungen arbeiten.

Um hier Qualität und deren positiven Einfluss auf die Gesellschaft auch in Zukunft gesichert zu wissen, setzt sich der BDA sowohl für eine hochwertige Ausbildung des Architekten- und Stadtplanernachwuchses ein, für das Einrichten von Gestaltungsbeiräten in Städten und Gemeinden sowie für das Wettbewerbswesen, welches garantieren soll, dass aus einer Bandbreite von hochwertigen Beiträgen die besten Entwürfe zur Ausführung kommen.

Der BDA Bund Deutscher Architekten engagiert sich für die Baukultur, um den Lebensraum und die Lebensqualität aller zu bereichern. Sein Anliegen ist die Umsetzung von funktional und ästhetisch gestalteten Gebäuden, Außenräumen und Städten unter Berücksichtigung der sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen. Der BDA versteht sich als Ort kritischer Auseinandersetzung in allen Bereichen des Planens und Bauens und regt die Diskussion in der Öffentlichkeit an.

Text: Simone Laubach / Anne Steinberger BDA Bayern