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Reduce, Reuse, Recycle – auch in München?

22. November 2012

Wir Deutschen sind Meister im Trennen von Müll und Wiederverwerten von Abfällen. Wir recyceln Aluminium, Papier, Glas und auch unser Wasser wird durch aufwändige Aufbereitung ‚reused‘. Wie aber gehen wir mit unserem sanierungsbedürftigen, zu erneuernden Gebäudebestand um?

Das Ächten von Brandrodungen verbunden mit dem Wissen um die damit freigesetzte CO2-Menge ist seit langem Teil unseres Umweltbewusstseins. Die durch Abriss von Gebäuden und hier vor allem von Betonkonstruktionen freigesetzte CO2-Menge scheint niemanden zu interessieren.

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Reduce, Reuse, Recycle – auch in München?

Über dieses Phänomen sprach Muck Petzet in seinem Vortrag ‚Reduce, Reuse, Recycle‘ am Dienstag, 20.11.2012 im Rahmen der BDAbende des Kreisverbandes München-Oberbayern und brachte sein Thema des Biennale-Pavillons nach München. Am Beispiel des Gesundheitshauses, dass laut Stadtratsbeschluss abgerissen und durch einen ‚energieeffizienteren‘ Neubau ersetzt werden soll, wies er auf den fehlenden Respekt vor Vorhandenem und wirtschaftlich und energetisch fehlerhafter Annahmen hin. „Wie kann man glauben, dass man damit die Welt retten kann? Neubauten machen letztlich nur unter 2% des Baubestandes aus. Welches Rennen will man damit gewinnen? Ich kann nur mit dem Bestand arbeiten“, so das Zitat von Petzet. Auf Nachfrage bei der Stadt München, warum ein Gebäude in diesem guten Zustand abgerissen werden soll und die Möglichkeit einer Sanierung mit Erweiterung nicht einmal in Betracht gezogen werde, bekam er die Antwort, dass es unsichtbare Dinge gäbe, die den Abriss notwendig machen und sich auf den ersten Blick nicht zeigen. Zudem habe der Stadtrat beschlossen, dass der Abriss die kostengünstigste Variante sei – deswegen müsse das Gesundheitshaus einem Neubau weichen. Die ‚Scheuklappen‘ sind hartnäckig, so das Fazit von Muck Petzet und erlauben es nicht umzudenken. Der notwendige Haltungswechsel habe in München noch nicht stattgefunden.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit dem Kreisvorsitzenden Markus J. Mayer wurde unter anderem auch die Fachhochschule in der Karlstraße als gefährdetes Gebäude angesprochen. In diesem Zusammenhang prägt Petzet den Begriff des ‚inhaltlichen Abrisses‘, dem der tatsächliche Abriss dann oft folge. Auch das Amerikahaus sei hiervon betroffen. Es fehlen die Ideen und der Weitblick, bestehende Gebäude materiell und inhaltlich zu erneuern und damit verbunden die gebäudeimmanente ‚Graue Energie‘ zu erhalten. Auch manche Wettbewerbsverfahren müssten laut Petzet, Mayer und vielen der anwesenden Zuhörer die Scheuklappen ablegen.

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Reduce, Reuse, Recycle – auch in München?

Petzet, der seit Kurzem eine Gastprofessur an der TU München innehat, bearbeitet das Thema ‚Gesundheitshaus‘ derzeit mit seinen Studenten. „Die Entwürfe zeigen, dass man mit dem Gesundheitshaus sehr gut etwas machen kann, wir möchten das hohe Potential dieses Bestandes für eine Weiterentwicklung zeigen. Mir geht es in diesem Fall nicht um Denkmalschutz, sonder darum, den Wert des Vorhandenen zu sehen. Die Möglichkeiten zu sehen, statt einfach mit einem Federstrich zu sagen „weg damit“!“

Im Anschluss an die Diskussion wurde noch lebhaft weiterdebattiert, die Aktualität des Themas war offensichtlich.

Die Aufzeichnung des Gesprächs in voller Länge wird in Kürze auf unserer Homepage zu hören sein.

M. Schönthier, A. Steinberger

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Reduce, Reuse, Recycle – auch in München?