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Selbstüberschreitung der Architektur: Großer BDA-Preis 2014 an Axel Schultes

12. September 2014

Der Berliner Architekt Axel  Schultes ist am Freitag, 12. September 2014, mit dem Großen BDA-Preis 2014 ausgezeichnet worden. Der Präsident des BDA, Heiner Farwick (Ahaus/Berlin), überreichte Schultes die mit dem Preis verbundene Goldmedaille im Kleinen Sendesaal des NDR in Hannover.

Heiner Farwick würdigte in seinem Grußwort die besondere „sinnstiftende und symbolträchtige Wirkung der Architektur“ des Berliner Architekten, der gemeinsam mit seiner Büropartnerin Charlotte Frank unter anderem für die städtebauliche Konzeption des Berliner Regierungsviertels – das Band des Bundes -, das Bundeskanzleramt und das Krematorium Baumschulenweg in Berlin verantwortlich zeichnet. Obgleich auf eine spezifische Bauaufgabe zugeschnitten und in einer Zeit des Umbruchs und Neubeginns verortet, strahlten Schultes‘ Bauten zeitlose Universalität aus, die weit über den Tag hinaus Bestand hätten und auch heute von ungebrochener Relevanz seien.

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BDA-Präsident Heiner Farwick und der Preisträger des Großen BDA-Preises 2014 Axel Schultes, Foto: Andreas Bormann

Auch Staatssekretär Gunther Adler bezeichnete Schultes‘ Berliner Bauten als „Meilensteine, für die Stadtentwicklung Berlins und eine Symbolik des Zusammenwachsens der zerrissenen Stadt“. Das Band des Bundes spiegele ein „Bau gewordenes Nachdenken und eine architektonische Andeutung in der Frage nach der Rolle, welche das wiedervereinigte Deutschland finden wird, nach innen und außen.“

In seiner Laudatio arbeitete Prof. Dr. Ullrich Schwarz (HafenCity Universität Hamburg) das Element einer alles verbindenden, archaischen Architektursprache heraus, das Schultes‘ Schaffen zu Grunde liege. Gleichzeitig sei Schultes‘ Position die eines „Solitärs in der deutschen Architektur der letzten Jahrzehnte. Ein Selbstdenker von Anfang an.“ Sein „geistiger hortus conclusus imprägnierte ihn gegen Moden und Zeitströmungen und er wählte sich Vorbilder und Anregungen, die zum Mainstreamder aufgeregten sechziger Jahre ziemlich quer standen: Piranesi, die französischen Revolutionsarchitekten, John Soane, im 20. Jahrhundert den späten Le Corbusier und natürlich, vor allen anderen, Louis Kahn.“ Besonderes Augenmerk habe Schultes aber immer auf die Ursprünge der Architektur gerichtet, die Schwarz als „das Älteste“ bezeichnet:  „ Wenn wir im Ältesten kulturelle Ausdrucksformen und geistige, ja existentielle Energien vorfinden, die so grundlegend sind, dass sie zwar in unterschiedlichen historischen Kontexten in jeweils anderer Weise zur Erscheinung kommen, aber in ihrer Kernsubstanz unüberholbar bleiben, dann ergibt sich die Idee einer zeitübergreifenden Kontinuität oder besser sogar: Gemeinsamkeit. Common Ground.“

Nur vor diesem Hintergrund einer Vorstellung von einem „historisch unabgegoltenen und unabgeltbaren Potential der Architektur“ werde der für Schultes‘ Architektur „fundamentale Begriff des Raumes“ verständlich. Schwarz erkennt in Schultes‘ Architektur ein Moment der Transzendenz: „Der Raum im Schultischen Sinn ist daher auch kein nur architektonischer Begriff. Der Raum ist nicht nur definierbare Geometrie, sondern überschreitet sich und wird überschritten.“ Schultes‘ Mauern „zeigen in der Durchdringung von Licht und Schatten das ganze Temperaturspektrum zwischen Himmel und Erde.“

Axel Schultes selbst reagierte in seiner Antwort überrascht über Schwarz‘ Zuweisung, ein „Intellektueller“ zu sein. Er selbst bemühe sich einfach, ein Architekt zu sein.

Der Große BDA-Preis feiert im Jahr 2014 seinen 50. Jahrestag. Die landesweit renommierteste Auszeichnung für einen Architekten wird alle drei Jahre vergeben. Erstmals wurde 1964 Hans Scharoun mit dem Großen BDA-Preis geehrt. Er und viele seiner Nachfolger gehören nicht nur zu den großen Namen deutscher Architekturgeschichte, sie sind Teil des kollektiven Gedächtnisses der Kultur des 20. Jahrhunderts: Ludwig Mies van der Rohe, Egon Eiermann, Frei Otto, Oswald Mathias Ungers. Es sind Architekten, die jeweils eine spezifische Epoche der Architekturgeschichte geprägt und begleitet haben.

zur Juryentscheidung:
www.bda-bund.de

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Kleiner Sendesaal des NDR, Hannover, Foto: Andreas Bormann
BDA_Preis_2014_2_Andreas_Bormann_Braunschweig
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Heiner Farwick, Axel Schultes, Prof. Dr. Ullrich Schwarz, Foto: Andreas Bormann
BDA_Preis_2014_1_Andreas_Bormann_Braunschweig
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Foyer des Kleinen Sendesaals Hannover, Foto: Andreas Bormann