Themen

,

Nachbericht: BDA im Gespräch 12

28. Juli 2016

Quadratmeterkosten – nur Schall und Rauch?
Donnerstag 14. Juli 2016, 19:00 Uhr
Bund Deutscher Architekten BDA Bayern, Türkenstraße 34, München

Machen Kostenobergrenzen Sinn? Lassen sich die Preise überhaupt vergleichen, da doch jedem Bauvorhaben andere Rahmenbedingungen zugrunde liegen? Ist der momentan propagierte Holzbau ein Allheilmittel, um die sich vermeintlich widersprechenden Anforderungen – kurze Bauzeiten, niedrige Baukosten, gute Nachhaltigkeitswerte und hohe soziale Qualität  – zu erreichen? Führen geförderte Modellvorhaben zur Etablierung neuer Bauweisen und Planungsstrategien oder bleibt es bei Lippenbekenntnissen der Politik und Verwaltungen, wenn es darum geht positive Ergebnisse in die Breite zu tragen? Angesichts der brisanten Themen war die BDA Geschäftsstelle in der Türkenstraße bis auf den letzten Platz besetzt.

Nach der Begrüßung durch Ina Laux (Leiterin der BDA Arbeitsgruppe Standards im Wohnungsbau) gaben drei Vorträge und die anschließende Diskussion mit reger Publikumsbeteiligung einen tiefen Einblick in die Praxis des Holz-Wohnungsbaus aus der Sicht unterschiedlichster Akteure. Die Vorlage lieferte Herbert Meyer-Sternberg, der in seinem Impulsvortrag sein mehrfach preisgekröntes Modellvorhaben in Holzbauweise, das »Blaue Haus« und das »Rote Haus«, aus den 1990er Jahren vorstellte und souverän und kritisch mit dem Abstand von inzwischen 20 Jahren aus seiner Sicht bewertete.

Die Überraschung: So viel hat sich seit damals nicht geändert. Brandschutzrichtlinien verteuern den Holzbau ab 4 Geschossen erheblich. Zwar kann die Montagezeit auf der Baustelle durch Vorfertigung deutlich verkürzt werden, der Vorlauf und Aufwand für Detailplanung ist jedoch ungleich höher als bei Massivbauten. Hier sah auch Michael Deppisch Handlungsbedarf bei der Honorarordnung, die den Mehrwert, der durch hochwertige Holzbauten geschaffen wird, nicht honoriert. Mit 1.600 Euro / m2 hat sein Büro beim Modellvorhaben in Ansbach bewiesen, dass Holzbauten kostengünstig erstellt werden können – jedoch nur, wenn Energiestandards individuell konzipiert werden können.
Hans-Otto Kraus, Geschäftsführer der GWG sieht nicht zuletzt die mangelnden Kapazitäten bei den Baubehörden als Kostentreiber. Das erfordere die Beauftragung zahlreicher Gutachter, wodurch die Kosten erhöht und Genehmigungsverfahren verlängert werden. Schließlich hätten die Holzbaufirmen mangels Wettbewerb kein Interesse an günstigen Preisen. Da es nur wenige kompetente Anbieter gäbe, gehen auch deshalb die Baukosten bei der momentan hohen Nachfrage zusätzlich nach oben. So kam in der Diskussion Ernüchterung darüber auf, dass selbst das so erfolgreiche und preisgekrönte GWG-Projekt in Sendling der Arge Kaufmann.Lichtblau.Architekten keine weiteren Holzbauten nach sich zieht, sondern Modellvorhaben mit Porenbeton bevorzugt werden.

Wie kann es dennoch gelingen den Holzbau stärker in den Wohnungsbau zu integrieren?

Auch hier spielen die Kosten eine entscheidende Rolle: Hans-Otto Kraus räumt ein, dass in den Baukosten die Lebenszykluskosten nicht berücksichtigt sind und dass man in Zukunft diese nachhaltigen Vorteile von Holz viel stärker kommunizieren muss, um sie in den Budgets zu verankern. Für Michael Deppisch ist entscheidend, den Holzbau weiter zu standardisieren, nach dem Vorbild der österreichischen Holzdatenbank, sodass auch Architekten, die keine Holzbauspezialisten sind, auf sichere Detailausbildungen zurückgreifen können. Weshalb ist es heute nicht mehr möglich, dass im Vorfeld Bauherren, Architekten, Holzbauer und Behörden einen runden Tisch bilden und gemeinsam abstimmen, wie die beste Lösung gefunden werden kann? Beim »Blauen und Roten Haus« konnte durch diese Vorabstimmung eine Genehmigungszeit von nur drei bis vier Wochen erreicht werden. Konsens gab es zum Schluss: Entscheidend ist eine Änderung der Vergabeverfahren, da gerade bei Holzkonstruktionen die Detailplanung auf die individuellen Ausführungen der jeweiligen Holzbaufirma zugeschnitten sein muss, um »hohe Qualität bei tragbaren Kosten« zu gewährleisten, wie es in den Modellvorhaben der Obersten Baubehörde angestrebt wird.

BDA Bayern

 

Foto: Volker Derlath

 

v.l.n.r. Michael Deppisch, Moderator Frank Kaltenbach, Hans-Otto Kraus, Foto: Volker Derlath

 

Prof. Herbert Meyer-Sternberg, Foto: Volker Derlath

 

Michael Deppisch (Deppisch Architekten), Foto: Volker Derlath

 

Hans-Otto Kraus (GWG AG), Foto: Volker Derlath

Partner